Im Jahr 2004 erfüllte sich ein lang ersehnter Wunsch des Spielmannszugs der freiwilligen Feuerwehr Euskirchen 1902 e.V. Durch eisernes sparen und nicht zuletzt durch die großzügige Spende eines Gönners konnte ein Schellenbaum angeschafft werden. Dieser wurde im Rahmen eines „Tag der Musik“ offiziell übernommen.

Der Schellenbaum ist hochglanzvernickelt und hat stolze Dimensionen:

Höhe: ca. 2,45 m
Gewicht: ca. 15 Kg (!)
Breite des 1 Halbmond: 100 cm
Breite des 2 Halbmond:   90 cm
Durchmesser der großen Glocke: ca. 32 cm

Betreut, gehegt und gepflegt wird dieses „Schmuckstück“ durch unser Mitglied Günter Grauenhorst. Der Schellenbaum darf bei den offiziellen und inoffiziellen Anlässen des Spielmannszugs nicht fehlen.

Der Schellenbaum des Spielmannszuges trägt in den Schweifen die Euskirchener Farben „rot-gelb“ und einen Banner mit dem Schriftzug des „Spielmannszugs der freiwilligen Feuerwehr der Stadt Euskirchen 1902 e.V.“


…Was ist ein Schellenbaum ? …

Der reich verzierte Schellenbaum – ursprünglich von der türkischen Janitscharenmusik abstammend – wurde vor etwa 250 Jahren übernommen und gehört seit circa 1800 zum Inventar der Militärkapellen. Seiner Herkunft nach ist der Schellenbaum nicht als Instrument, sondern als Siegestrophäe aufzufassen, die der Truppe bei besonderen Anlässen symbolhaft als „Fahne oder Banner der Musik“ vorausgeführt wird.
Als Glocken- und Glöckchenbaum ist er asiatisches Kultinstrument und gilt heute als repräsentative Standarte des Infanterie-Musikcorps für feierliche Anlässe.

So gehört der Schellenbaum auch heute zum offiziellen Erscheinungsbild des Wachbatallions der Bundeswehr in Berlin, wenn zu Ehren eines Staatsgastes die Ehrenkompanie mit dem Musikzug aufzieht.

Der Schellenbaum hat seine äußeren Wesensmerkmale erst im türkischen Heer erhalten. Neben dem Halbmond sind hauptsächlich die eingefärbten Rossschweife, die seine türkische Abstammung unterstreichen. Sie wurden von den Würdezeichen hoher militärische Würdenträger der türkischen Armee übernommen, weshalb der Schellenbaum auch als „Mohammeds Fahne“ bezeichnet wurde. Diese Zeichen mit dem Halbmond in der Mitte, wurden den türkischen Befehlshabern wie eine Fahne vorangetragen, oder vor dem Zelt aufgestellt.
Die Zahl der Rossschweife richtete sich nach Kultur und Stellenwert; sie war recht verschieden; dem Sultan standen sechs zu. Über die Entstehung der Rossschweife als türkische Abzeichen wird berichtet: „In einem Treffen gegen die Christen verloren die Türken eine wichtige Fahne und mit ihr den Mut. Alles ergriff in der größten Verwirrung die Flucht. Da der General dies wahrnahm, wusste er sich nicht anders zu helfen, als dass er einem Pferd mit seinem Säbel den Schweif abhieb, ihn auf eine Pike heftete, sie emporhob und den Fliehenden zurief: „Hier ist die große Standarte; wer mich liebt, der folge mir“. Die Türken fassten neuen Mut, schlossen sich wieder in feste Glieder, griffen den Feind herzhaft an und erkämpften den Sieg.“

Schellenbäume haben in die preußische Armee erst nach 1813/ 15, und dann bei nur wenigen Regimentern Einzug gefunden.
Dies waren die Regimenter, die in den Befreiungskriegen französische Schellenbäume erbeutet hatten. Als der König seine Erlaubnis zur Führung erteilt hatte (nur für Infanterie und Fußartillerie), wurde es zur Prestige- und Ehrensache, dergleichen Trophäen zu besitzen. Nach dem Kriege waren es zuerst einzelne Stände, dann auch Städte, die den in ihren Provinzen oder in ihren Mauern stehenden Regimentern als Zeichen des vaterländischen Dankes solche „Siegeszeichen“ stifteten. Um in der dadurch verursachten Verschiedenartigkeit der Schellenbäume eine gewisse Gleichheit zu erzielen, erließ Kaiser Wilhelm II. die für Neuanschaffungen geltenden Bestimmungen vom 27.01.1902.

In der Reichswehr führten die Traditionstruppenteile die, so vorhanden, überkommenen Schellenbäume weiter. Erst die Wehrmacht erließ einheitliche Bestimmungen hierüber.

Unser Schellenbaum